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Irina – die Geschichte wie ich zum ersten Mal Mutter wurde

Das hier wird ein super später und ehrlicher Bericht meiner Schwangerschaft mit Irina, meiner Vorgeschichte und was schlussendlich dazu führte, dass ich Ma'Loulou im Jahr 2012 gegründet habe und mich für die Selbstständigkeit entschied.

Wie beim Geburtsbericht von Ella muss ich auch hier etwas ausholen.


Es ist Sommer 2008 als ich bemerke, das meine Periode ausgeblieben ist. Ich halte, etwas überrascht, einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen, und freuen uns wie verrückt. Für uns war immer klar, dass wir Kinder haben wollen. Dass es so schnell geklappt hat, war dann doch etwas überraschend.
Wir gehen zu meiner Gynäkologin und alles ist soweit gut. Wir sehen dieses kleine Herzchen pöpperlen und sind überwältigt. Mit einem kleinen Ultraschallbild in den Händen gehe ich gleich danach in den Buchladen und kaufe mir einen Schwangerschafts Ratgeber. Wir sind in der 6. Schwangerschaftswoche.

Wir oder zumindest ich, kann nicht anders und erzähle es meiner Famile, meinem engen Freundeskreis und auch meinem damaligen Arbeitgeber.
Überglücklich fahren wir nach Itailen in die Ferien. Sagen uns «Ciao, bella mama» und «Ciao, bello papa». Dann am Strand in Italien kamen die ersten Blutungen. Nicht fest. Ich dachte das wird schon. Aber dann, wieder zurück in der Schweiz, erneut bei meiner Gynäkologin schlägt das kleine Herzchen nicht mehr.
Wir sind ca. in der 8. Schwangerschaftswoche. Wir sind vollkommen fertig. Nie hätte ich gedacht, dass einem das so mitnehmen kann. Was diese paar Wochen schon ausmachen, wenn man sich so auf ein kleines Wunder freut. Und zwar für beide. Klar, ich hatte das ganze körperliche, aber emotional trifft es beide. Noch heute heulen wir beide wenn in einem Film so eine Szene vorkommt. Also kurz gefasst, ich bekam Medikamente welche dieses kleine Wesen aus mir rausschaffen sollten. Es war eine furchtbare Sache. Ich würde das niemals wieder machen und empfehle es aus meiner Sicht auch überhaupt nicht.

Es ist September 2008, wir heiraten. Es geht mir gut. Das massgeschneiderte Hochzeitskleid kneift etwas, da auch wenn es nur so kurz war, hatte ich sicher ein paar Kilos zugelegt seit dem letzten Ausmessen im Sommer.

Was bleibt ist irgendwie ein komisches Gefühl welches ich nicht richtig beschreiben kann. So als wäre da etwas noch nicht ganz abgeschlossen.

Warum ich das alles schreibe fragst du dich vielleicht? Erstens, weil ich es enorm wichtig finde über Fehlgeburten zu reden. Weil sie gerade in der frühen Schwangerschaft sehr oft vorkommen, aber immer noch viel zu oft stillgeschwiegen werden. Zweitens, weil es mir damals so sehr geholfen hatte, wenn ich andere Frauen traff die ähnliches erlebt hatten. Drittens, weil es meine Geschichet ist und eben dazu gehört.

Frühling 2009, erneut Schwanger. Ich fühle von Anfang an, dass etwas nicht stimmt. Wieder in den Ferien bekomme ich Blutungen. Zuhause gehen wir notfallmässig ins Spital. Wieder schlägt das kleine Herz nicht mehr. Die Situation im Spital war untragbar, bis dann die Oberärztin kam und mir zu einer Ausschabung gleich am nächsten Tag riet. Unter Tränen sagte ich zu. Nach dem Eingriff unter Vollnarkose ging es mir den Umständen entsprechend gut. Sehr schnell dann war dieses komische Gefühl welches ich seit der ersten Fehlgeburt hatte weg. Manchmal denke ich, es war alles sauber ausgeschabt in meiner Gebärmutter, damit es für ein neues Leben Platz gibt. Manche Dinge lassen sich schwer beschreiben oder gar verstehen. Aber es war so.

Sommer 2009, uns geht es gut. Ich rechne nicht mehr penibel meinen Zyklus aus. Lasse es einfach geschehen. Dann merke ich, dass meine Periode schon lange überfällig ist. Der Test ist positiv. Dieses Mal weiss ich es kommt gut jetzt. Ich kann auch das nicht erklären, aber ich wusste es einfach. Das Buch welches ich in der ersten Schwangerschaft gekauft hatte, schmiss ich weg. Nie und nimmer würde ich anfangs Schwangerschaft in die Ferien fahren. Dieses Mal muss es anders laufen. Bei der ersten Kontrolle ist alles in Ordnung. Wir machen aus, dass ich am Anfang der Schwangerschaft häufiger komme, vor allem um mich zu beruhigen. Denn natürlich sind diese beiden Erfahrungen nicht Spurlos an mir vorbeigegangen. Bis zum Schluss muss mir der Blutdruck und der Puls immer nach den Kontrollen gemessen werden, weil ich immer so nervös war vor den Kontrollen.

Stolz vor dem Geburtshaus Luna


Ab der 8. Schwangerschaftswoche ist mir immer super übel. Salat und Gemüse kann ich nicht mehr sehen. Ich ernähre mich von Kräckern, Pasta, Reis und Kartoffeln. Es kommt so schlimm, dass ich nicht mal mehr Hahnenwasser trinken kann. Das Zähneputzen wird zum blanken Horror… ;-) Dazu kommt ein Metallgeschmack im Mund und Rachen, als ob ich gleich Nägel und Schrauben speien könnte. Dagegen hilft nur eiskalter Apfelmus und Sprudelwasser. Aber weg geht es nicht. Der Gang in einen Supermarkt wird phasenweise unmöglich. Die reine Vorstellung davon in die Migros zu gehen lässt mich aufs WC rennen.

Ein Meilenstein in meiner Schwangeschaft mit Irina: Nachdem wir die 12. Schwangeschaftswoche erreicht hatten und alles gut war, war der lang ersehnte Anruf ins Geburtshaus. Endlich konnte ich im Geburtshaus Luna, welches damals noch in Biel war einen Termin ausmachen. Denn von Anfang an war uns beiden klar, dass wir eine Geburt im Geburtshaus wollten.

Ab der 14. Schwangeschaftswoche geht die Übelkeit langsam vorbei. Ich muss mich erst daran gewöhnen, die Übelkeit gab mir auch eine Art Sicherheit. Solange mir so übel ist, ist alles gut.

Dafür folgt nun ein Heisshunger auf Ovomaltine und war eine riesen Tasse pro Tag. Hallo Schwangerschafts-Kilos!



Der erste Termin im Geburtshaus ist wunderbar. Ich fühle mich gleich sicher und geborgen. Von nun an machen wir alle Untersuchungen da. Nur das grosse Organscreening in der 21. Schwangeschaftswoche ist noch bei meiner Gynäkologin geplant. Da beim grossen Babywatching alles gut ist, war das tatsächlich meine letzte Ultraschalluntersuchung in der Schwangerschaft mit Irina. Und YAY! It's a girl. Zuerst wollte ich das Geschlecht gar nicht wissen, aber Mathias hatte mich dann doch überzeugt. Und ja, im Nachhinein war ich froh es zu wissen. Dieses kleine süsse Geheimnis haben wir bis zur Geburt für uns behalten. Das war nicht ganz einfach. ;-) Zumal alle, allen voran meine Mutter überzeugt waren, dass es ein Junge wird. Wir hatten einen dunkelblauen Kinderwagen bestellt, da war es für sie sonnenklar…

Die weitere Schwangerschaft verläuft prima und problemlos. Ich entscheide mich nach der Geburt von Irina 6 Monate Babypause zu machen und danach mal mit einem 40% Pensum, verteilt auf 3 Tage, zwei halbe Tage und einen ganzen Tag, wieder einzusteigen. Diesen Entscheid treffe ich wieder mal ganz aus dem Bauch heraus. Ohne etwas zum Thema gelesen zu haben. Mama-Blogs etc. gab es damals glaube ich noch nicht, oder zumindest kannte ich keinen. Und der Entscheid, stellte sich für mich als genau richtig heraus.



Denn mit der Geburt des ersten Kindes wirst auch du als Frau zum ersten Mal zur Mutter. Es wird also ein Kind geboren, was die Eltern zum ersten Mal zu Mutter und Vater macht. Tönt vielleicht banal, ist es aber nicht. Denn es ist unmöglich sich vorzustellen wie es dann sein wird. Schon alleine die ganze emotionale Achterbahn, einfach unvorstellbar. Ich kenne Mütter die wollten nach der Geburt schnell wieder hochprozentig arbeiten, konnten es aber emotional schlichtweg nicht. Oder auch umgekehrt, Mütter die schneller wieder arbeiteten als geplant, weil ihnen sonst die Decke auf den kopf gefallen wäre.

Aber nun wieder zu meiner Geschichte: Wir begannen uns einzurichten, kauften Kinderwagen, Wickeltisch, Stillkissen etc. ein. Mein Vater und Mathias restaurierten mit viel Aufwand das Babybettchen in dem schon mein Vater und ich schliefen. Wir kauften eine teure Kokosirgendöppis Babymatratze. Und Spoiler Alarm, nein, Irina schlief kein einzges Mal darin. Also mein Tipp, weniger ist mehr, alles was du wirklich brauchst ist auch im nachhinein schnell organisiert.

Wir besuchten einen Geburtsvorbereitungs-Kurs im Geburtshaus. Und ich fand ihn super. Ich finde es schön sich bewusst auf die Geburt vorzubereiten, auch wenn es dann doch vielleicht anders kommt. Mir hat der Kurs und auch das Schwangerschafts Yoga sehr geholfen und gefallen.

Also, wir waren soweit man da so sagen kann ready für unser erstes Kind. Am 22. März 2010 habe ich hochschwanger noch meinen 30. Geburtstag gefeiert.

Etwa zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin hörte ich auf zu arbeiten. Ging noch einzwei Mal in die Akkupunktur und zum Osteopathen und genoss es einfach noch schwanger zu sein.

Ich hatte keine spührbaren Vorwehen, war soweit fit und munter. Am letzten Tag vor der Geburt war ich immer noch mit dem Fahrad unterwegs. Das war einfacher als zu gehen. Ich weiss noch genau, dass wir einkaufen gingen und danach zu Mathias Grosseltern essen gingen. Es gab Berner Platte.

Am Abend schaute ich noch Zehn vor Zehn und schlief auf dem Sofa ein. Ging dann ca. um Mitternacht ins Bett. Kaum im Bett kamen die ersten Wehen. Da uns irgendwie immer gesagt wurde, dass es beim ersten Kind laaaaaange gehen würde, blieb ich ganz ruhig. Ich ging wieder zum Sofa. Las sogar noch zwischen den Wehen oder machte ein kleines Nickerchen. So gegen vier versuchte ich in die Badewanne zu steigen, weil uns das empfohlen wurde. Ich musste aber gleich wieder raus. Es fühlte sich einfach zu eng an. Die Wehen wurden heftiger und ich musste schon ziemlich veratmen.

Wir liessen uns Zeit mit anrufen im Geburtshaus. So gehen halb Sechs aber rief ich an. Meine Lieblingshebamme Barbara war am Telefon und meinte wir sollen kommen. Ich schaffte es im Taxi ruhig zu bleiben. Uff… Nach dem mich Barbara untersucht hatte, sagte sie der Muttermund sein schon 9 cm offen! Schnell noch ein CTG und dann ab in die Wanne. Ich weiss noch wie ich fragte, sind das jetzt Presswehen? Barbara meinte ja. Immer noch hatte ich keine Vorstellung wie lange es noch dauern würde. Aber allzulange konnte es ja nicht mehr gehen. Um 9 Uhr 08 kam Irina bei Kerzenschein im Geburtshaus zur Welt. Wir waren überwältigt und so unglaublich glücklich. Mathias schnitt dann die Nabelschnur durch und etwas später waren wir in unserem Wochenbettzimmer, wo Irina gewogen und gemessen wurde. Und zum ersten Mal gestillt. Das das am Anfang so weh tut konnte ich mir auch nicht vorstellen.

Ich hatte also ein kurze, sehr selbstbestimmte wunderschöne Wassergeburt im Geburtshaus. Mit Mathias immer an meiner Seite.

Unvergessliche Stunden folgten mit kuscheln, essen, stillen, weinen, lachen… Und die stolzen Grosseltern kamen zu Besuch.

Noch am Tag der Geburt kam der Kinderarzt zur ersten Kontrolle von Irina. Und da stellte sich heraus, dass Irina zu schnell atmete, was auf einen Infekt deuten konnte. Falls es bis morgen nicht besser gehen würde, müsse eine Blutprobe genommen werden.

Die ganze Nacht lag Irina auf meinem oder Mathias Bauch. Unsere erste Nacht als keine Familie. Am Morgen war der Atem nicht besser. Blut wurde genommer und mir wurde zum ersten Mal fast mein Mutter-Herz zerrissen. Irina schrie wie am Spiess. Dann am Nachmittag der Befund: Irina hatte einen schweren Infekt und musste sofort ins Kinderspital. Was dann folgte war der blanke Horror. Wir hatten natürlich Angst um unser Kind. Ihre Haut war schon leicht grau. Sofort wurde sie an 1000 Kabel und Schläuche angeschlossen. Bekam intravenös Antibiotika. Und da lag sie nun – unser kleines Mädchen. Ein Hüüfeli mit Windeln und Kabeln und Schläuchen. Und dann kam das Schlimmste, man schickte uns nach Hause. Mich mit einer elektrischen Milchpumpe die ich planlos in den Händen hielt. Wir weinten und versuchten zu verhandeln. Aber es schien aussichtslos im Spital bleiben zu dürfen. Es folgte die schlimmste Nacht in meinem Leben. Wir zündeteten eine Kerze an und lagen im Bett und weinten und schliefen ein bisschen und riefen jede Stunde im Spital an um zu wissen wir es Irina geht. Am nächsten Morgen kam dann Barbara meine Hebamme zu uns nach Hause, denn ich musste ja auch noch versorgt werden. Ich hatte ja erst gerade geboren.


So rasch als möglich waren wir dann wieder im Spital. Und ich verkündete als erstes, dass ich unter keinen Umständen wieder nach Hause gehen würde. Und plötzlich war es auch kein Problem mehr. Wir konnten ein Elternzimmer beziehen. Irina ging es den Umständen entsprechend gut. Man sagte uns, dass es gut kommt. Von da an ging es mir auch wieder gut. Alles was zählte, war bei meinem Kind zu sein und zu wissen, dass alles gut kommen wird. So waren wir noch zwei Nächte auf der Neonatologie. Wir schliefen im Elternzimmer und ich bestand dararuf geweckt zu werden sobald Irina hunger hatte. Das klappte ganz gut. Meistens schlief entweder ich oder Mathias im Liegestuhl mit Irina auf den Armen. Sehr viel Körperkontakt war für uns alle heilsam. So ging es Irina dann bald so gut, dass wir auf die normale Station im Kinderspital wechseln konnten. Einziger Wermutstropfen war, dass Mathias nicht bei uns übernachten konnte. Aber auch das schafften wir. Nach einer ganzen Woche im Spital durften wir nach Hause. Endlich hatten wir ein Baby ohne Kabel und Schläuche im Arm.

Wir waren überglücklich.



Unser Alltag als Eltern kann beginnen. Wir sind happy und ich geniesse mein Mama Sein in vollen Zügen – ich bin eine richtige Glucken Mama. Nach sechs Monaten Babypause beginne ich wieder Teilzeit als Grafikerin/Art Director zur arbeiten. Ich fühlte mich als Teilzeit arbeitende Mutter pudelwohl. Nachdem ich mein Pensum nicht erhöhen wollte kam die sehr unschöne Kündigung. Ohne den Willen vorher eine andere Lösung zu finden. Irina war noch nicht mal eineinhalb Jahre alt. Nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatte, war für mich klar, dass ich den Weg in die Selbstständigkeit gehen möchte. Ich wollte meine Zeit selber und flexibel einteilen und die Zeit mit meiner Tochter geniessen. Diese kostbare Zeit die so schnell wieder vorbei ist. So habe ich im Jahr 2012 Ma'Loulou gegründet. Der Onlineshop für schöne, einzigartige und personalisierte Geburtskarten. Und daneben auch noch ein kleines Grafikatelier gegründet. Es war und ist der beste Entscheid ever. Doch dazu mehr im nächsten Blogpost.

Vielen Dank fürs lesen und bis bald

Alles Liebe
Aline